Erzeugertreffen mit Matthias Eul / Westerwälder Damwildzucht

 

 

Wenn Matthias Eul aus Strauscheid bei Neustadt/Wied aus dem Fenster seines Wintergartens schaut, blickt er auf eines seiner Damwildgehege. Auf Zuruf nähern sich die zierlichen Tiere und nehmen gerne Äpfel oder andere Leckereien an. Das Rudel umfasst hier 30 Damkühe, Kälber, Jährlinge und Damhirsche. Die Tiere leben in einem engen Familienverband. Gemeinsam grasen sie auf der Grünlandfläche, wo man mit dem Schlepper nicht mehr hinkommt.

Alternative zur herkömmlichen Nutzung

"Damwild ist sehr gut zur Pflege extensiver Grünlandflächen geeignet. Die Tiere haben eine hohe Futterverwertung und holen so das Beste aus den Wiesen heraus, auch an sehr schwierigen Standorten", sagt Diplom-Ingenieur Eul, der schonseit seiner Kindheit Interesse an der Wildtierhaltung hatte. Sein Damwildbetrieb besitzt die Bio-Zertifizierung. In den Gehegen der Familie befinden sich insgesamt 100 Damtiere. Im Jahr 1979 hielt das erste Damwild - 1 Hirsch und 3 Kühe - Einzug in Strauscheid, um als "Rasenmäher" die Flächen zwischen den Fischteichen des Schwiegervaters zu pflegen. Von diesem Tag an stockte Matthias Euel den Bestand kontinuierlich aus eigener Nachzucht auf. "In Spitzenzeiten hatten wir 150 Tiere", sagt er. Der Vorteil der Damwildhaltung sei der Vergleichsweise geringe Aufwand für Haltung und Versorgung der Paarhufer.

Die tägliche Arbeit mit den Tieren beschränkt sich während der Vegetationszeit im Wesentlichen auf einen Kontrollgang im Gehege. Wildtierhalter Eul nimmt sich dafür ausreichend Zeit, damit das Wild die Scheu verliert. Anstatt sich zu verstecken, reagieren die Tiere auf seinen Zuruf und versammeln sich in seiner Nähe. "Unsere Rudel sind zutraulich. Sie haben keinerlei Angst vorm Menschen. Das ist auch für Wanderer und Familien mit Kindern schön, da sie das Damwild beim Spazierengehen ganz nah erleben können.

Wenn ab dem Spätsommer der Futterwuchs nicht mehr ausreicht, erhalten die Tiere zusätzlich Heu aus dem 2. Schnitt sowie kleine Mengen Getreide. Ende Mai bis Juni kalben die Damtiere ab, Kälberverluste gibt es nur sehr wenige. Die Damwildkühe können 15 - 20 Jahre alt werden. Ihre Nachkommen sind mit etwa 18 Monaten schlachtreif. Dann haben sie ein Lebendgewicht von ungefähr 50kg. Der Der ausschlachtungsgrad liegt bei 50 - 55%.

"Damwildfleisch ist ein absolut hochwertiges Lebensmittel", sagt Fachmann Eul. "Wegen seines Geschmacks, der zarten Muskelfaserung und des sehr niedrigen Fettanteils ist das Interesse vieler Verbraucher an Wildfleisch deutlich gestiegen."

 

Feinste Fleisch- und Wursterzeugnisse

Wenn die Tiere im Herbst schlachtreif sind, werden sie gemäß Tierschutzverordung durch einen gezielten Kugelschuss auf Kopf oder Träger stressfrei im Gehege erlegt. Für jedes Gehege ist eine Schießerlaubnis erforderlich. Besonders wichtig ist laut Matthias Eul, dass Damwildhalter regelmäßig an Schulungen zur Verbesserung und Sicherung ihrer Schießfertigkeiten teilnehmen. Als Vorsitzender des Verbandes DAMWILD faming mitte-west e.V. macht er sich für diese und andere Fortbildungen der Mitglieder in Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland stark.

Nach der Tötung des Damwilds muss innerhalb kurzer Zeit das Ausweiden der Schlachtkörper an einem hygienisch einwandfreien Ort erfolgen. Zudem unterliegt Gehegewild der amtlichen Fleischuntersuchung, die die Lebend- und Todbeschau durch den Tierarzt vorschreibt.

Vor 10 Jahren hat Matthias Eul ein eigenes Schlachthaus gebaut, das EU-zertifiziert ist. Im Vorfeld setzte er sich mit den zuständigen Behörden zusammen, um zu erfahren, welche baulichen Anforderungen erfüllt werden müssen.

"Wichtig ist, dass man bei der Haltung, Versorgung und Pflege der Tiere bis hin zur Schlachtung und Zerlegung höchste Qualitätsstandards anlegt, und dem Verbraucher das bestmögliche Produkt anzubieten", so Matthias Eul.

 

Rheinische Bauernzeitung N° 46

Bildquelle: WIEGOTTINFRANKREICH

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